Eine Legende wird 30 - der Atari ST

Im Juni 1985 - dem Jahr meiner Geburt - erblickte eine Legende das Licht der Computer-Welt - der Atari ST.

Mitglied der 8-bit Familie

Der ST, was für 'Sixteen/Thirty-Two' stand, ist ein Verweis auf die CPU des ST, der Motorola 68000 und dem externen 16 Bit Bus und den internen 32 Bit. Atari und der ST brachten eine komplette Neuheit auf den Verbrauchermarkt: einen bezahlbaren PC mit einer grafischen Benutzeroberfläche. Außerdem bot es über die innovative Grafikoberfläche, Digital Researchs GEM, das auf Ataris TOS lief, hinaus eine leistungsfähige Hardware und einen herausragenden Preis von unter 3.000,- DM für einen Atari 520 ST mit Monitor, Floppy und Maus.

Besonders in Deutschland war der Atari ST sehr erfolgreich und kam vor allem als PC in kleinen Unternehmen zum Einsatz und diente dort vorrangig als CAD- oder Desktop-Publishing-Station und war darüber hinaus sowohl unter Profi- als auch Amateur-Musikern aufgrund des eingebauten MIDI-Sounds und der leistungsfähigen Musik-Sequencer-Software als Steuereinheit für Musikinstrumente beliebt.

Spezifikation

CPU

Motorola 68000 16-/32-Bit @ 8 MHz (16kB cache)

Grafik

Niedrige Auflösung: 320 × 200 (16 Farben), Palette von 512 Farben / Mittlere Auflösung: 640 × 200 (4 Farben), Palette von 512 Farben / Hohe Auflösung: 640 × 400 (Mono), monochrome

RAM

512 kilobytes (bis zu 1 MB)

Sound

Yamaha YM2149 programmierbarer Sound Generator

Drive

Single-sided 3½" Disketten-Laufwerk (360 kB)

OS

TOS [^1] v1.00 mit GEM [^2] WIMP [^3] GUI

Heutzutage erscheinen diese Spezifikationen wenig eindrucksvoll, doch vor 30 Jahren waren sie mehr als ausreichend um diesen PC zu einem ernstzunehmenden Konkurrenzen für den Apple Macintosh und den später veröffentlichten Commodore Amiga, sowie auch den IBM AT/XT/PC zu machen.

Ein weiterer hervor zu hebender Fakt ist, dass Atari weniger als ein Jahr brauchte um aus den ersten Konzepten ein in den Läden kaufbaren Gerät zu machen und damit die Atari Corporation vor dem Bankrott zu retten.

Der 520ST hatte mehrere Nachfolger, darunter den 1040ST, den Mega ST (Mega 1, Mega 2 und Mega 4), sowie die leicht verbesserten Varianten des 520, 1040 und Mega als STE Versionen.

Das Ende einer Legende

Trotz des großen Erfolgs der ST Produktlinie mit insgesamt über 5 Millionen verkauften Exemplaren hauptsächlich in Europa, war Atari nie in der Lage den größten Konkurrenten, den Commodora Amiga, in den Verkaufszahlen zu übertreffen. Als die Nicht-IBM-kompatiblen PCs immer mehr an Boden verloren, brauchte am Ende auch Atari eine IBM-kompatible PC Produktlinie auf den Markt, war jedoch nie in der Lage am IBM PC-Markt Fuß zu fassen. 3 Jahre vor der Schließung der Atari Corporation wurde die Produktion der ST Produktlinie im Jahr 1993 eingestellt.

In die Atari-Welt geboren

Für mich hat die ST Produktlinie von Atari eine besondere Bedeutung. Der Atari Mega ST war der aller erste PC, den ich genutzt habe. Ich schrieb mein erstes Referat darauf und kann mich jetzt noch dort sitzen sehen, wie ich über den Weißen Hai schreibe, ganz so, als wäre es erst gestern gewesen.

Ich werde auch nie den Spaß vergessen, wen wir hatten, als wir unsere ersten Computerspiele daran spielten. Wir nutzten sogar Emulatoren für Amiga und Atari 2600/5200 für Spiele wie beispielsweise Missile Command.

Ich hatte damals immer eine Wirtschaftssimulation gewollt, die ich spielen konnte, und wurde schließlich in einem TOS-Magazin auf eines aufmerksam, das als Basic-Quellcode veröffentlich war. Ich tippte den Quellcode ab und kompilierte das Spiel auf meinem Mega ST. Das war mein erster Kontakt mit Programmiersprachen.

Und weil es der erster PC meines Vaters war, auf dem er als Programmierer arbeitete um sich sein Studentenleben zu finanzieren hatten wir eine beachtliche Sammlung an verschiedensten Programmiersprachen für den Atari Mega ST.

Schade nur, dass ich nicht weiter Programme wenigstens abgestippt habe. Nichtsdestotrotz machte ich auf dem Mega ST meiner ersten Schritte an einem PC, weshalb mich noch heute diese besonderen Erfahrungen mit Atari im Allgemeinen und dem Mega ST im besonderen verbinden.

Mythen über Atari

Es geht ein Mythos um, wer Ataris Schließung mit einem Videospiel in Verbindung bringt, dem vermeintlich schlechtesten Videospiel aller Zeiten. Die Rede ist von E.T. the Extra-Terrestrial.

Es gibt darüber eine sehenswerte Dokumentation, Atari: Game Over. Man kann sie auf Netflix ansehen, aber es gibt sicherlich auch noch andere Quellen. Als ich die Dokumentation sah, kamen einige nostalgische Gefühle auf, also jeder sollte sich darauf einstellen, besonders wenn er/sie je auf einem Atari gespielt oder gearbeitet hat.

Außerdem wird man lernen, dass es den Titel als schlechtestes Spiel aller Zeiten nicht wirklich verdient hat, wenn man die genauen Umstände betrachtet, unter denen es entwickelt wurde. Howard Scott Warshaw, Designer und Programmierer des Spiels, hatte nur 2 Monate für die komplette Entwicklung.

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Published by

Pierre Böckmann

Born 1985 in Berlin, I am Software Developer, Blogger, Author, Open Source Enthusiast, openSUSE member and passionate openSUSE Leap user.